2009 – Camino Francés / Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela

Camino Francés (Jakobsweg Spanien)
Wenn man vom Jakobsweg spricht, meint man oft den Camino Francés, nämlich die Hauptroute von den Pyrenäen bis nach Santiago. Diesen Weg bin ich 2009 von Saint-Jean-Pied-de-Port mit kleinen Teilstücken abseits vom ursprünglichen Weg gepilgert.
Dieser Weg ca. 800 km lang führt durch die vier Königsstädte Pamplona, Estella, Burgos und León. Der Hauptweg führt durch die Regionen Navarra, Rioja, Nordkastilien und Galicien.
In den Darstellung ist der Verlauf des Camino Francés sichtbar.

Etappe 1: Saint-Jean-Pied-de-Port – Roncesvalles 28,7 km

Etappe 2: Rocesvalles – Zubiri 22,8 km

Etappe 3: Zubiri – Pamplona 20,76 km

Etappe 4: Pamplona – Puente la Reina 27,7 km

Etappe 5: Puenta la Reina – Estella 21,98 km

Etappe 6: Estella – Los Arcos 22,4 km

Etappe 7: Los Arcos – Viana 19,68 km

Etappe 8: Viana – Navarrete 22,6 km

Etappe 9: Navarrete – Azofra 24,4 km

Etappe 10: Azofra – Grañón 23,0 km

Etappe 11: Grañón – Villambista 23,20 km

Etappe 12: Villambista – Agés 21,6 km

Etappe 13: Agés – Burgos 21,9 km

Etappe 14: Burgos – Hornillos del Camino 21,4 km

Etappe 15: Hornillos del Camino – Castrojeriz 20,9 km

Etappe 16: Castrojeritz – Frómista 26,3 km

Etappe 17: Frómista – Carrión de los Condes 19,9 km

Etappe 18: Carrión de los Condes – Lédigos 24,6 km

Etappe 19: Lédigos – Sahagún 16,4 km

Etappe 20: Sahagún – El Burgo Ranero 19,2 km

Etappe 21: El Burgo Ranero – Villarente 25,9 km

Etappe 22: Villarente – Virgen del Camino 21,0 km

Etappe 23: La Virgen del Camino – Hospital de Òrbigo 29,1 km

Etappe 24: Hospital de Òrbigo – Astorga 17,8 km

Etappe 25: Astorga – Foncebadón 26,6 km

Etappe 26: Foncebadón – Molinaseca 19,4 km

Etappe 27: Molinaseca – Villafranca del Bierzo 31,4 km

Etappe 28: Villafranca del Bierzo – La Faba (Camino Duro) 27,4 km

Etappe 29: La Faba – Fonfria 17,20 km

Etappe 30: Fonfria – Samos 19,1 km

Etappe 31: Samos – Ferreiros 17,1 km

Etappe 32: Ferreiros – Gonzar 17,3 km

Etappe 33: Gonzar – San Xulián 20,9 km

Etappe 34: San Xulián – Ribadiso da Baixo 24,0 km

Etappe 35: Ribadiso da Baixo – Pedrouzo (Arca do Pino) 22,1 km

Etappe 36: Pedrouzo (Arca do Pino) – Santiago de Compostela 24,2 km

Ich habe es geschafft! Nach 36 Tagen stehe ich kurz vor 12°° Uhr vor der Kathedrale in Santiago de Compostela wo jeden Tag um 12°° Uhr Pilgermesse ist. Sie wird in spanischer Sprache gelesen. Feierlich werden zu Beginn die Anzahl der Peregrinos (Pilger), die jeweils angekommen sind, nach Herkunftsland und Startort (ohne Namen) sortiert benannt. Ich ging in die Kathedrale, schnallte den Rucksack ab, suchte mir einen Platz und kniete zum Gebet. Überglücklich vor Freude hatte ich Tränen in den Augen. Eine Pilgerin, die ich vom Camino her kannte, fragte mich, ob sie einen Arzt holen sollte. Eine andere sagte ich solle die Tränen nicht zurückhalten, wegen dieser Tränen brauche man sich nicht zu schämen. Die Pilgermesse in der Kathedrale in Santiago ist für mich immer wieder der abschließende Höhepunkt der Pilgerschaft auf dem Camino.

Nach der Pilgermesse habe ich Jess, Stefanie, Stefan, Jon, Harald und viele andere mir vom Weg bekannte Pilgerinnen und Pilger wieder getroffen – alle sind angekommen und glücklich. Jeder von uns ist seinen eigenen Camino gepilgert. Aus den Gesichtern kann man lesen: „Ich bin angekommen – am Ziel der Pilgerreise, Santiago de Compostela – vielleicht am Ziel der Sehnsucht?“ Ist vielleicht wieder eine neue Sehnsucht auf dem Camino erwacht? Vielleicht im Hinterkopf –ein neues- „Ich bin dann mal weg?“ Ich glaube das ist mir durch den Kopf gegangen.

Santiago de Compostela ist das eigentliche Ziel eines jeden Jakobsweges. Wenn man dann nach ca. 800 Kilometern an der Kathedrale ankommt, ist man offiziell ein Jakobspilger und kann sich das im Pilgerbüro nahe der Kathedrale mit Vorlage des gestempelten Pilgerausweißes, die man in jeder Herberge gesammelt hat, bescheinigen lassen. Dann erhält man die begehrte Pilgerurkunde, die Compostela. Sie bezeugt, dass man den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gepilgert ist.

 

Die große Herberge „Seminario Mayor“ nahe der Kathedrale.

29.04.2009 Pilgerruhe-Tag – Am Morgen nach der Pilgermesse, spaziere ich zum Mercado de Abastos. Er befindet sich ein paar Straßen weiter östlich der Kathedrale auf dem Praza de Abastos, den er mit seinen großen Hallen zwischen der Rúa das Ameas und der Rúa da Virxe da Cerca nahezu komplett ausfüllt. Dieser Markt mit einem besonderem Charme sollte man sich in Santiago nicht entgehen lassen. Ein wenig scheint hier fast die Zeit stehen geblieben zu sein. In diesem über hundert Jahre alte Gebäude, in dem Meeresfrüchte, Fisch, Fleisch, Gemüse, Weine und Liköre zu wahren Kunstwerken arrangiert zum Verkauf angeboten werden. Hier sind die besten Produkte Galiciens erhältlich

30.04.2009 – Ich entschließe mich, an der Führung auf die Dächer der Kathedrale teilzunehmen, und so in den Genuss herrlicher Panoramablicke auf die Altstadt zu bekommen. An einer Seite der Kathedrale am Plaza del Obradoiro beginnt die Führung. Die Route führt uns durch das Innere des Gelmírez-Palasts, über die Empore der Kathedrale (über dem Portikus der Herrlichkeit) und auf das Dach des Gotteshauses. Das Gefühl des Winds im Gesicht, der Ort, an dem wir stehen, der Blick… Es fehlen mir die Worte.

 

01.05.2009 – Heute Morgen nach der Pilgermesse bummele ich durch die verwinkelte Altstadt und lasse es mir einfach nur gut gehen. Am Mittag steht der Parque Alameda auf meinem Programm. Hier hat man einen schönen Blick auf die Kathedrale.

„Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung.“ (Salvatore Dali) Abschied nehmen ist immer auch ein wenig traurig. Doch wo Altes aufhört, fängt oft Neues an. An diesem Abend war es so weit. Für lieb gewordene Menschen, die ich auf diesem Weg kennen gelernt habe heißt es heute Abend Abschied nehmen. Wir haben uns noch einmal zusammen gesetzt in einer Bodega und „Ankunft und Abschied“ gefeiert.

Kap Finisterre – In vorchristlicher Zeit wurde das westliche Kap Galiciens fälschlicherweise als der westliche Punkt des europäischen Festlandes und somit ebenso irrtümlich als das Ende der Welt betrachtet, worauf auch der Name hinweißt. Verschiedene Quellen vermuten, dass der Ort daher schon zur Keltenzeit einen bekannten Pilgerort darstellte, dem auch im Zuge der Pilgerreise nach Santiago später eine mehr oder weniger große Bedeutung zukam. Mein Zeitfenster für diese Pilgerreise war so groß, dass ich mich am 02.05.2009 auf den Weg machte, an das „Ende der Welt“.

Ein altes Sprichwort eines Indianers ist mir spontan eingefallen:   „Der weiße mann hat die Uhr, aber wir haben die Zeit“. Also Pilgerstiefel an und ab nach Finisterre.

02.05.2009

03.05.2009

04.05.2009

Am Abend geht es dann noch einmal 3,5 km weiter ans Kap Finisterre (Ende der Welt). Von vielen Pilgern habe ich gehört das ein Sonnenuntergang am Kap Finisterre unglaublich schön sein soll, bei schönem Wetter. Am 04.05.2009 spielte das Wetter mit und ich wollte dies ganz einfach nur erleben.

Für mich ist es ist schon ein bisschen unheimlich, ich bin 950 km gepilgert -über 1.000.000. Schritte- und stehe jetzt am sogenannten „Ende der Welt“. Hier endet er der Jakobsweg, hier steht der letzte Markierungsstein, der null Kilometer anzeigt. Das Kap verdient wirklich seinen Namen, die Klippen und Felsen sind beeindruckend, der Wind ist kühl und rauh, jeder der hier ankommt verharrt andächtig mit einem Blick auf das weite Meer. Das Kap Finisterre ist ein Ort mit schroffer Schönheit und strahlt eine sagenhafte Magie aus. Für die Bilder vom Sonnenuntergang muß man nach Worten suchen: „GEWALTIGE, Bilder die man nie vergißt“.

Von Minute zu Minute ändert sich der Blick über das Meer wenn die Sonne als roter Ball im Meer versinkt. Man schaut auf Felsen – das Meer – den Himmel – und dieses schöne Farbenspiel in der Ferne. Hier zeigt die Natur ihre ganze Kraft, ihre Bedrohlichkeit, auch ihr rätselhaftes Schweigen, rauschen des Meeres, ihre Weite aber auch ihre Kälte. Was geht einem bei diesem Schauspiel durch den Kopf? Tausend Fragen – bangende Ängste – glückliche Momente – dem Himmel nah – auch das Endliche!

Ich glaube:“ So ist das Leben!

Leben ist einfach … man muß es nur einfach Leben!

06.05.2009

Eine weitere Option war für mich, weiter nach Muxía zu gehen, wo das Heiligtum Santuario da Virxe da Barca unbedingt eine Besuch wert ist. Laut Tradition kam die Jungfrau in einem Steinboot an diesen wunderschönen Ort, um den Apostel zur Predigt in diesem Land aufzufordern. Also habe ich mich am 06.05.2009 auf die letzten 27,8 km gemacht nach Muxia.

07.05.2009

Von Muxia bin ich noch einmal zurückgefahren nach Finisterre. Ich wollte noch einmal einen Sonnenuntergang am Kap sehen, ja spüren. Schon ganz früh am Abend ging ich ans Kap mit einer Flasche Rotwein und habe mich an den Bronze-Pilgerschuh gesetzt. Hier wollte ich meine Pilgerreise zu einem guten Ende bringen. An diesem magischen Ort spürt man einfach nur Weite, um mich herum aber auch in mir. Hier spiegelten sich die letzten Wochen in mir, eigentlich sogar mein ganzes Leben. Ohne Angst, ohne Zweifel, ohne Grübelei. Ich spürte es in mir, ich bin angekommen. Später neigte sich dann die Sonne langsam ins Meer. Dann waren sie wieder da die „GEWALTIGEN, Bilder die man nie vergißt“.

    08.05.2009

 

09.05.2009

10.09.2009

11.05.2009

12.05.2009

Kannst du dir vorstellen, nichts anderes zu tun, als zu gehen und im Rhythmus deiner Schritte zu atmen? Die Sonne auf der Haut zu spüren, frische wohltuende Luft zu atmen, sich faszinieren lassen von grandioser Schönheit der Natur, der Architektur, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und auf Menschen aus der ganzen Welt zu treffen, alle mit dem gleichen Ziel wie du. Diesen Weg nennt man Jakobsweg! Was am Ende bleibt, ist ein ganz besonderes Erlebnis und eine einzigartige Erfahrung, die einem niemand je nehmen kann. Wer den Camino Francés von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela gepilgert ist, wandert durchaus überanstrengt, übermüdet und manchmal auch den Tränen nahe einem vorzeitigen Abbruch entgegen. Darüber berichten viele Menschen, welche den Weg beinahe abgebrochen hätten. Einige davon habe ich auf diesem Weg kennen gelernt. Aber was ist das spezielle Etwas, das einem immer wieder motiviert, bis nach Santiago de Compostela zu laufen. Genau darin besteht die Magie des Caminos. Jeder wird auf dem Jakobsweg seine einigen Erfahrungen machen. Vielleicht lautet die Botschaft:

„EINFACH LOSGEHEN“. Du kannst alles erreichen. Du mußt einfach nur Schritt für Schritt setzen. Immer im Hinterkopf wissen, dass du das Ziel erreichen wirst, mit Step by Step. Wenn du Angst hast, geh weiter! Wenn du zweifelst, geh weiter! Wenn du dich verlaufen hast, neu orientieren, umkehren und weitergehen. Wenn du müde bist, kurz Rasten, erholen und dann weitergehen! Wenn dich etwas ablenkt, bleib auf deinem Camino und geh deinen Weg! So kannst du wirklich alles erreichen!

Dein Weg beginnt dort, wo du aufhörst anderen zu folgen! Zu guter letzt:

„Wenn dein Herz angekommen ist, wirst du auch bald da sein!